Angststörungen
Angst ist ein normales Gefühl, das vor gefährlichen Situationen schützt bzw. hilft, diese zu vermeiden. Sie ist ein normaler Bestandteil des Lebens und hat einen großen Stellenwert im Alltag. Angst dient als biologisch angelegtes Verhaltensmuster der Wahrnehmung von Gefahren, der Reaktion darauf sowie auch der Vermeidung von gefährlichen Situationen.
Wenn die Angst jedoch übermäßig stark wird und den Alltag einschränkt, kann das auf eine Angststörung hinweisen. Erfahren Sie mehr zu Ursachen, Diagnose und Therapie von Angststörungen.
Angststörung: Was ist das?
Als Angststörung werden intensive, lang anhaltende Angstzustände bezeichnet. Die Angst ist dabei so groß, dass sie für die meisten außenstehenden Personen nicht nachvollziehbar erscheint. Die Angststörung schränkt die psychische und soziale Funktionsfähigkeit ein. Angststörungen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Spezifische Ängste – sogenannte Phobien (z.B. vor Höhe oder Spinnen) – treten am häufigsten auf. Angststörungen können sich stark auf das Alltagsleben auswirken. Sie erhöhen zudem das Risiko für eine Depression sowie Abhängigkeitserkrankungen (z.B. Alkoholabhängigkeit).
Welche Ursachen haben Angststörungen?
Es gibt derzeit noch kein allgemein anerkanntes und umfassend erklärendes Modell, wie Angststörungen entstehen. Allerdings existieren verschiedene Theorien. Diese versuchen die Ursachen aus der jeweiligen wissenschaftlichen Perspektive zu klären. Zugrunde liegt das sogenannte Vulnerabilitäts-Stress-Modell. Dieses geht davon aus, dass es Risikofaktoren gibt. Kommt es zudem noch zu belastenden äußeren Faktoren, zeigen sich Symptome.
Zudem gibt es folgende Auslöser, die als Ursachen für Angststörungen angenommen werden:
- Genetische Faktoren: Erhöhtes Risiko, wenn ein Elternteil an einer Angststörung leidet (schwankend zusätzlich in Abhängigkeit von den Lebensbedingungen im Alltag).
- Veränderungen des Gehirns in manchen Gehirnregionen: Zum Beispiel in der Hirnrinde, dem limbischen System oder Hirnstamm.
- Änderungen im Gehirnstoffwechsel: Akute Belastungen führen zur Ausschüttung von vermehrten „Stresshormonen“ (z.B. Adrenalin, Kortisol).
- Innere Konflikte: Übermäßige Angst kann die Folge eines (unbewussten) inneren Konfliktes sein (z.B. in Hinblick auf eine Bindung zu einem anderen Menschen).
- Bestimmte Denk- und Lernvorgänge: Dabei spielen Erfahrungen, die Ängste hervorrufen, und Vermeidungsverhalten eine Rolle. Oder auch das sogenannte Lernen am Modell: Menschen im Umfeld zeigen Angstverhalten. Dieses wird von Betroffenen – teilweise verstärkt – übernommen. Auch nicht direkt erlebte Situationen können Ängste auslösen (z.B. Erzähltes oder Berichte in den Medien).
Integrative Modelle
Integrative Modelle gehen davon aus, dass biologisch-körperliche, psychische und soziale Faktoren zusammenwirken. Es werden dabei folgende wichtige Faktoren unterschieden:
- Verursachende Faktoren: Z.B. genetische Veranlagung, Persönlichkeitsfaktoren, Erziehungseinflüsse.
- Auslösende Faktoren: Sind verursachende Faktoren vorhanden, können Auslöser die Angststörung „aktivieren“. Dazu zählen z.B. traumatische Erfahrungen, akute Belastungssituation, Stress, körperliche Erkrankungen, Drogen/Alkohol/Koffein, Konflikte.
- Aufrechterhaltende Faktoren: Dazu gehören etwa Vermeidungsverhalten, die Angst fördernde Denkmuster, fehlende Kontrolle über die Gefühle, Hemmung von Gefühlen, Verdrängung von Konflikten sowie soziale ungünstige Einflüsse (z.B. Probleme in der Familie).
Welche Formen von Angststörungen gibt es?
Es gibt unterschiedliche Arten von Angststörungen. Von einer Panikstörung bis zu spezifischen Ängsten – etwa vor Höhe oder Spinnen.
Panikstörung/Panikattacke
Bei einer Panikstörung tritt akut große Angst auf (Panikattacke). Begleitend leiden Betroffene unter depressiven Symptomen und haben ein erhöhtes Risiko für Abhängigkeitserkrankungen (z.B. Alkoholabhängigkeit). Oft kommt es im Rahmen von Panikstörungen zu einer sogenannten Agoraphobie. Dabei hat die betroffene Person Angst vor öffentlichen Plätzen. Von einer Panikstörung spricht man erst, wenn plötzliche Panikattacken über mehr als vier Monate auftreten. Die Panikattacken treten nicht unter bestimmten Situationen oder Bedingungen auf. Sie erreichen nach ca. zehn Minuten ihren Höhepunkt.
Folgende Symptome können im Rahmen einer Panikattacke auftreten:
- Atemnot/Gefühl zu ersticken
- Unregelmäßiger Herzschlag/Herzstolpern (Palpitationen) oder schneller Herzschlag (Tachykardie)
- Schwindel oder Ohnmachtsgefühl
- Schüttelfrost/Zittern
- Angst zu sterben/Todesangst
- Hitzewallungen/Schweißausbrüche
- Brustschmerzen
- Übelkeit, Bauchschmerzen
- Depersonalisation (Gefühl, „außerhalb von sich selbst zu sein“)
- Derealisation (Eindruck, dass die Welt um einen herum „nicht echt“ ist)
- Angst vor Kontrollverlust oder davor, „verrückt“ zu werden
- Taubheitsgefühl/Brennen/Kribbeln auf der Haut
Sozialphobien
Bei einer Sozialphobie haben Betroffene intensive Angst beim Zusammentreffen mit anderen Menschen. Als Folge davon versuchen sie, diese Situationen zu vermeiden. Die Angst kann sich unterschiedlich zeigen, z.B. als Furcht vor:
- Begegnung mit bestimmten Personen
- Menschenansammlungen
- Mahlzeiten in der Öffentlichkeit
- Sprechen in der Öffentlichkeit
- Arbeit, bei der man beobachtet werden kann
Ähnliche Symptome können auch bei einer ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung auftreten.
Generalisierte Angststörung
Bei einer generalisierten Angststörung kommt es zu andauernder starker Angst und Sorgen über den Alltag und die Zukunft. Die Betroffenen leiden unter anderem unter innerlicher Anspannung, Konzentrationsproblemen, Schlaflosigkeit sowie Muskelverspannungen. Zeitgleich bestehen auch oft andere psychische Erkrankungen (vor allem Depressionen).
Spezifische Phobien
Zu den sogenannten spezifischen Phobien zählen Ängste vor ganz konkreten Tatsachen. Zum Beispiel:
- Angst vor Höhe
- Angst vor Dunkelheit
- Angst vor engen Räumen
- Angst vor bestimmten Tieren (z.B. Spinnen, Schlangen)
- Angst vor Prüfungen
- Angst vor dem Fliegen
Andere Formen von Angststörungen
Zu weiteren Formen von Angststörungen zählen:
- Angst und Depression gemischt: Dabei treten eher leichte Ängste und depressive Beschwerden auf.
- Trennungsangststörung: Diese kennzeichnet sich durch anhaltende, intensive und nicht dem Alter entsprechende Trennungsangst von wichtigen Bezugspersonen. Eine Trennungsangststörung kann im Kindes- und im Erwachsenenalter auftreten.
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: Ängste & Zwänge | Gesundheitsportal
Quelle:
www.gesundheit.gv.at – Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs, Medieninhaber und Herausgeber Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz: Angststörung. Online unter https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/psyche/neurose/angststoerung-diagnose.html#angststoerung-was-ist-das (abgerufen am 04.09.2025).
Quellenverzeichnis des genannten Artikels online unter Quellenverzeichnis: Angststörung | Gesundheitsportal