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Zwangsstörungen

Haben Sie sich schon einmal dabei ertappt, nochmal nachzusehen, ob die Kaffeemaschine sicher ausgeschaltet ist? Vielleicht haben Sie diese Kontrolle auch zweimal hintereinander durchgeführt, bevor Sie das Haus verlassen haben. Das ist noch kein Grund zur Besorgnis.
Wenn Zwänge jedoch das Leben stark beeinflussen und Betroffene darunter leiden, sollte professionelle Hilfe aufgesucht werden.

Welche Ursachen hat eine Zwangsstörung?

Es wird in Fachkreisen angenommen, dass Zwangsstörungen unterschiedliche Ursachen haben. Diese können auch zusammenwirken. Zum Beispiel eine erbliche Veranlagung, psychische Belastungen oder schwierige Lebensumstände bzw. Krisen. Auch Persönlichkeitsfaktoren können eine Rolle spielen (z.B. besonders gewissenhaft sein). Zudem gibt es verschiedene Erklärungsmodelle für die Entstehung von Zwangsstörungen, z.B.:

  • Neurobiologische Modelle: Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass es bei einer Zwangsstörung zu Funktionsstörungen in manchen Teilen des Gehirns kommen kann (Frontalhirn, Basalganglien und limbisches System). Zudem dürfte es zu Störungen im Gehirnstoffwechsel bei dem Botenstoff Serotonin kommen.
  • Lerntheoretische Modelle: Diese gehen davon aus, dass Betroffene Angst- und Spannungszustände durch Zwangsrituale zu vermeiden oder zu verringern versuchen. Zudem führt die stark negative Bewertung von Zwangsgedanken zu Schuldgefühlen. Ein Teufelskreis aus Angst und Zwang entsteht.
  • Psychodynamische Modelle: Diese sehen mögliche Ursachen von Zwangsstörungen in inneren – oft unbewussten – Konflikten.

Wie erfolgt die Behandlung von Zwangsstörungen?

In vertrauensvollem Rahmen wird in der Psychotherapie über Probleme, Ängste und Sorgen gesprochen. Betroffene lernen, mit der Erkrankung umzugehen und das eigene Verhalten zu kontrollieren. Verhaltenstherapeutische Ansätze (vor allem aus der kognitiven Verhaltenstherapie) haben sich in der Behandlung von Zwangsstörungen besonders bewährt.

Medikamente und weitere Behandlungsmöglichkeiten

Ergänzend dazu oder wenn eine Psychotherapie (noch) nicht möglich ist, kommen Medikamente zum Einsatz. Und zwar sogenannte Antidepressiva. Diese Medikamente werden auch bei Depressionen eingesetzt. Vor allem SSRI (selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) kommen zum Einsatz. Die Ärztin/der Arzt kann zudem den Einsatz von Clomipramin (nicht selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) in Betracht ziehen. Die Ärztin/der Arzt klärt über Wirkung und mögliche Nebenwirkungen auf.

Auch eine klinisch-psychologische Behandlung kann sinnvoll sein. Sie vermittelt gezielt Bewältigungsstrategien im Umgang mit den Zwängen. Manchen Menschen tut es zudem gut, Entspannungstechniken anzuwenden (z.B. Autogenes Training). Zudem kann der Austausch in einer Selbsthilfegruppe hilfreich sein.

Ist die Erkrankung sehr stark ausgeprägt, ist auch ein stationärer Krankenhausaufenthalt oder eine Rehabilitation möglich.

Was kann ich als Angehörige*r tun?

Für Angehörige ist das Zusammenleben mit Menschen, die an einer Zwangsstörung leiden, nicht immer einfach. Es kann zum Beispiel zu herausfordernden Situationen oder Konflikten kommen. Angehörige können jedoch auch eine wichtige Unterstützung für Menschen mit einer Zwangsstörung sein und auch in die Behandlung mit einbezogen werden. Zudem gibt es Selbsthilfegruppen für Angehörige. In denen kann man sich z.B. austauschen, welches Verhalten hilfreich ist und welches eher nicht oder wie man auf sich selbst achten kann.

Wohin kann ich mich wenden?

Die Hemmschwelle, Hilfe zu suchen, ist oft groß. Denn nicht selten werden die Zwänge als eigenartig empfunden und rufen Schamgefühle hervor. Doch Ansprechpartner*innen für Zwangserkrankte können dies verstehen und helfen. Wenn Sie den Verdacht haben, an einer Zwangserkrankung zu leiden bzw. diese bereits diagnostiziert wurde, können Sie sich an folgende Stellen wenden:

  • Fachärzt*in für Psychiatrie (und psychotherapeutische Medizin) bzw. bei Kindern/Jugendlichen auch Fachärzt*in für Kinder- und Jugendpsychiatrie
  • Ärzt*innen mit Weiterbildung in psychotherapeutischer Medizin
  • Psychotherapeut*in
  • Klinische Psycholog*in
  • Spitalsambulanz für Psychiatrie

Sie können auch zuerst Ihre*n Ärzt*in für Allgemeinmedizin kontaktieren und so gezielte Ansprechstellen finden.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: Diagnose und Therapie von Zwangsstörungen | Gesundheitsportal

Quelle: 

www.gesundheit.gv.at – Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs, Medieninhaber und Herausgeber Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz: Zwangsstörungen. Online unter https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/psyche/neurose/zwang-was-ist-das.html#welche-ursachen-hat-eine-zwangsstoerung (abgerufen am 04.09.2025).

Quellenverzeichnis des genannten Artikels online unter Quellenverzeichnis: Zwangsstörungen | Gesundheitsportal